Careleaver Zentrum Dresden
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Seminarbericht vom Oktober 2020

Am 09.10. startete das zweite Wochenende der Careleaver-Seminarreihe, an welchem insgesamt 11 Careleaver teilnahmen. Untergebracht war die Gruppe in einem der Open Houses, im naturnahen Kurort Rathewalde. Es handelte sich um ein Selbstversorgerhaus.

Aufgrund des vorangegangenen Lockdowns durch die Corona-Pandemie, konnte das zweite Seminarwochenende erst deutlich später stattfinden, als es ursprünglich geplant war. Individuelle Themen, die bereits innerhalb des ersten Seminarwochenendes aufgegriffen wurden, lagen somit schon mehrere Monate zurück. Um in diesen besonderen Zeiten einen guten Einstieg in die Seminarreihe sowie ein erneutes Kennenlernen der Teilnehmer*innen untereinander zu ermöglichen, wurde im Voraus ein ebenso besonderes Seminarwochenende geplant. Mehrere Kreativ-Workshops, ein flexibler Zeitplan, gemeinsames Kochen sowie Essen und ausreichend Freizeit, die individuell genutzt werde konnte, sollten Inhalt des Seminarwochenendes bilden.

Nachdem die Careleaver am späten Nachmittag in der Unterkunft eingetroffen sind, stand zunächst das Ankommen und ein gemeinsames Essen im Fokus. Im Anschluss folgte ein organisatorischer Part. So wurden die am ersten Seminarwochenende bereits zusammengetragenen Gruppenregeln wiederholt. Nach diesen wollen Careleaver aufeinander achten, sich gegenseitig mit einbeziehen, nach Möglichkeit auf Handys während der Arbeitseinheiten sowie während des Essens zu verzichten und sich einer gewaltfreien Kommunikation zu bedienen.

Im Anschluss wurde eine Papierrolle auf dem großen Esstisch ausgebreitet, die eine Art Zeitstrahl darstellte. Die Careleaver wurden gebeten, nacheinander positive und/oder negative Ereignisse aufzuzählen, die sie während der Pandemie erlebt haben und diese zeitlich einzuordnen. Vier Teamer*innen übertrugen positive Ereignisse mit einem grünen, und negative Ereignisse mit einem roten Edding auf die Papierrolle. Im Anschluss folgte ein weiterer organisatorischer Part, in welchem die bevorstehenden Küchendienste auf die Careleaver verteilt wurden. Den Abschluss des Abends bildete die Erklärung und der Beginn des von einigen Teilnehmer*innen gewünschte Gruppen- und Aktionsspiel: „Mörder*in“. Anschließend ließ die Gruppe den Abend durch gemütliches beisammensitzen, ausgiebige Gespräche und/oder mit dem ein oder anderen Spiel ausklingen.

Nachdem die Gruppe am Samstag mit einem ausgiebigen Frühstück und einem anschließenden Warm Up in den Tag startete, folgte ein weiterer organisatorischer Part, in welchem der Ablaufplan für die bevorstehenden Tage vorgestellt wurde. Im Anschluss erhielt die Gruppe mehrerer „100 Schritte in ein selbstbestimmtes Leben“-Kalender. Der Arbeitsauftrag lautete, diesen durchzugehen und die folgenden drei Fragen auf Moderationskarten zu beantworten.

„Was war für euch der Schritt, der am schwierigsten war? Oder euch bevorsteht?“
„Was oder wer hat euch dabei geholfen?“ 
„Worauf habt ihr euch gefreut?“

Darauf stellten alle nacheinander ihre Antworten vor. Parallel dazu wurden sämtliche Herausforderungen und Stolpersteine von den Teamer*innen notiert, um sie thematisch im dritten Seminarwochenende aufgreifen zu können. Dazu zählt unter anderem das korrekte Ausfüllen eines BAföG Antrages und wie dies möglichst ohne großen zeitlichen Aufwand gestaltet werde kann.

Im nächsten Schritt bildeten die Careleaver selbstgewählte Kleingruppen. Sie verteilten sich auf unterschiedliche Räume und erhielten die Aufgabe kurze Videosequenzen voneinander aufnehmen, in denen sie noch einmal vor der Kamera die vorangegangenen Fragen beantworten sollten. Die entstandenen Videos werden im Anschluss an das Seminarwochenende zusammengeschnitten und sollen auf der Homepage des Careleaver-Zentrums sowie auf sozialen Medien veröffentlicht werden.

Nach einer ausgiebigen Mittagspause startete eine besonders kreative Einheit des Tages. Inhalt dieser bildeten verschiedene Workshops, die den Careleavern zunächst kurz vorgestellt wurden.

In einem der Workshops setzten sich die Careleaver mit Problemen und Herausforderungen auseinander, die ihnen während und nach ihrer Zeit in der stationären Jugendhilfe begegnet sind. Gemeinsam gestalteten und beschrifteten sie Gipssteine, die symbolisch für jene Stolpersteine stehen, die ihnen in den Weg gelegt wurden. Aus diesen einzelnen Steinen wurde anschließend die „Wall of Trouble“ errichtet. Diese sowie ein kurzer Text befinden sich aktuell in einem Schaufenster des House of Dreams und sollen auf die besonderen Probleme sowie Herausforderungen von Careleavern aufmerksam machen.

Innerhalb des zweiten Workshops erstellten alle Teilnehmer*innen sogenannte Memes, die auf satirische Art und Weise, auf Situationen und Problematiken abzielen, die vielen Careleavern bekannt und eigentlich gar nicht zum Lachen sind. Ebenso wie die Resultate der weiteren Workshops, sollen die entstandenen Memes der Öffentlichkeitsarbeit dienen und aufdecken, was ein Leben in stationären Hilfen für viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bedeuten kann.

In einem weiteren Workshop erarbeiteten drei Careleaver, passend zu einem mitgebrachten Beat, einen sehr persönlichen Rapsong, der einerseits ergreifende Geschichten erzählt und andererseits zum Zusammenhalt sowie zu gegenseitiger Stärkung aufruft. Perspektivisch soll der Song in einem Tonstudio aufgenommen und ein entsprechendes Musikvideo gedreht werden.

Nach dem gemeinsamen Abendbrot, ließen wir den Abend ausklingen, indem die bereits am Vormittag entstanden Videosequenzen sowie erste Ergebnisse aus den Workshops präsentiert, bestaunt und diskutiert wurden.

Ebenso der Sonntag startete mit einem gemeinsamen, selbstgemachten Frühstück. Im Anschluss bekamen die Careleaver noch etwas Zeit, um noch einmal in die einzelnen Workshops zu gehen. Die gemeinsame Wochenauswertung bildete die nächste Einheit des Tages. Durch Rückmeldungen der Careleaver sowie der Teamer*innen ließ sich ein Stimmungsbild einfangen, welches für ein gelungenes Wochenende sprach. Die kreativen Einheiten erhielten ein besonders positives Feedback, sodass der Wunsch geäußert wurde, sich an diesen oder ähnlichen Workshops, auch im folgenden Seminarwochenende beteiligen zu können. Des Weiteren meldete die Gruppe zurück, dass die Einhaltung der Gruppenregeln zukünftig stärker beachtet werden soll. Besonders eine respektvolle Wortwahl in angespannten Situationen sowie die Regel, andere aussprechen zu lassen, wurden in diesem Zusammenhang betont. Alles in allem fühlten sich die Careleaver jedoch wohl und freuten sich einander besser kennengelernt zu haben.

Nachdem die Careleaver sowie die Teamer*innen ihre Sachen gepackt, gemeinsam aufgeräumt und ein letztes Warm Up gemacht haben, ging es auch schon wieder zurück nach Dresden. Ein gemeinsames Essen im Öz Nemrut bildete den Abschluss des Seminarwochenendes, sodass die Careleaver gegen 14 Uhr am Bahnhof Neustadt abgesetzt und verabschiedet wurden.