Wie gehen andere Regionen in Europa mit Careleavern um? Was können wir lernen? Diese Frage und der Wunsch nach Begegnung stehen über der "Careleaver-Südeuropa-Tour". Insgesamt neun Careleaver und zwei Fachkräfte haben sich auf die Reise gemacht durch Österreich, Italien, die Schweiz und Süddeutschland. Auf der Tour haben wir Careleaver und Fachkräfte aus diesen Ländern getroffen.
Den Anfang nahm die Tour in Innsbruck mit CareLeaver Tirol. Wir haben uns mit Patrick (Careleaver) und Corinna (Fachkraft) getroffen. Sie haben uns von einem Forderungskatalog an die Politik erzählt und von Betreuungsgutscheinen nach Ende der Hilfe in Oberösterreich. Deutlich wird: Die Herausforderungen sind ähnlich, die Themen auch. Wir werden Corinna und Patrick zu einer internationalen Careleaver-Tagung im kommenden Jahr einladen.
Die nächste Station war Venedig. Nur drei von zehn Mitreisenden waren schon mal in der Stadt. Haben auf dem Wasser und bei einem Spaziergang in der Lagunenstadt viel über die Erfahrungen aus der Jugendhilfepraxis gesprochen. Auch über die Begegnung mit Careleaver Tirol haben wir nochmal reflektiert. Was auch deutlich wurde ist, dass fast allen Careleavern Auslandserfahrungen fehlen. Warum eigentlich ist es so unüblich, dass Wohngruppen Urlaub im Ausland machen?
Vor unserer Abreise in Richtung die Schweiz nach Basel haben wir uns gegenseitig berichtet wie es uns momentan geht und wie wir die Fahrt bis hier hin erleben. Es wurde erneut klar, dass viele der Careleaver gar keine Auslandserfahrung haben. Viele haben das Gefühl während dieser Reise in einer kleinen Familie zu sein, wir unterstützen uns gegenseitig und Meinungsverschiedenheiten werden unter uns geklärt und kommen später nicht wieder auf den Tisch.
Wir alle genießen diese Zeit sehr, raus aus dem Alltag und hinaus in die Welt. Persönliche Gespräche finden auch außerhalb der Gruppe statt, außerdem wird viel gelacht und gemütlich beisammen gesessen.
In Basel angekommen wurden wir von Careleavern von dort in Empfang genommen. Gemeinsam haben wir das Bürgerliche Waisenhaus besucht, welches seit 350 Jahren besteht! Es fand ein intensiver Austausch mit den Careleavern aus Basel statt, wir haben über die verschiedene Regelungen der Hilfen zur Erziehung sowie über die Probleme der Careleaver gesprochen. Wir werden weiterhin im Kontakt bleiben.
Am kommenden Tag ging es nach Stuttgart. Dort durften wir beim Netzwerktreffen des Careleaver e.V. rein schnuppern. Am Abend sind wir in großer Gruppe mit den Menschen des Careleaver Deutschland durch Stuttgart gezogen und haben uns Sehenswürdigkeiten angesehen. Es war schön die Stadt zu sehen, neue Gesichter kennenzulernen und alte Bekannte wieder zu sehen. Ein großes Dankeschön an den Careleaver e.V für diesen tollen Tag!
Die letzte Etappe unserer großen Reise war eine geschlossene Unterbringung in der Nähe von Karlsruhe. Wie schon die letzten Tage gab es auch hier die Möglichkeit sich mit anderen jungen Menschen sowie den Fachkräften auszutauschen, welche alle Menschen wahrgenommen haben.
Gemeinsam haben wir Fußball & Federball gespielt, es wurde gegrillt und wir wurden durch die Einrichtung geführt. Viele Fragen kamen auf und wurden von den jungen Menschen oder den Fachkräften beantwortet. Mit vielen Eindrücken und Gefühlen haben wir die Einrichtung verlassen und einmal kurz nur für uns reflektiert.
Vor unserer Abfahrt in Richtung Heimat haben wir uns noch in einer kleinen Runde erzählt wie wir die letzten Tage fanden, mit welchem Gefühl wir in die Autos steigen und was die Menschen noch wichtig fanden zu erwähnen.
Noch einmal wurde deutlich dass ein großer Teil der jungen Menschen noch nie im Ausland war, es demzufolge aufregend und beeindruckend war. Noch einmal ist uns bewusst geworden wie viele Kilometer wir in den letzten fünf Tagen eigentlich zurück gelegt haben. Auch über einen Ausgleich für unsere Umwelt haben wir uns erkundigt. Alle empfanden die Tage als sehr anstrengend, vor allem durch das viele Auto fahren, aber auch unglaublich schön, viele haben geäußert dass sie denken es hat die Gruppe zusammen geschweißt.
Die letzten Tage haben viel Eindruck hinterlassen, wir werden noch länger über all das erlebte nachdenken und uns austauschen.
Nachdem wir auf unserer Südeuropa-Tour knapp eine Tonne CO2 ausgestoßen haben, haben wir überlegt wie wir diese Masse kompensieren können, um unserer Umwelt etwas zurückzugeben.
Der Jugendhilferechtsverein hat daher eine ausgerechnete Summe an Atmosfair gespendet.
Wir finden die Idee super und alle waren begeistert davon!