Careleaver Zentrum Dresden

„Careleaver treffen Fachkräfte – Fachkräfte treffen Careleaver“

Dokumentation vom Workshop - Datum: 25.10 – 29.10.2021

Kurzbeschreibung des Workshops

Kinderrechte werden in Heimen und Wohngruppen häufig nicht ausreichend gewahrt. Gerade von Carelaver:innen werden in den letzten Jahren viele Rechtsverletzungen dahingehend thematisiert. Politisch werden diese Zustände aktuell im Rahmen der Reform des Kinder- und Jugendhilfegesetzes aufgegriffen. Wo aber bleiben die Veränderungen in der Praxis? Im Rahmen eines intensiven viertägigen Workshops gingen zehn erfahrene betroffene Jugendliche mit sieben Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe ins Gespräch mit dem Ziel, die Wahrung der Kinderrechte in der Praxis konkret zu machen. Fast alle Beteiligten kannten sich vor dem Workshop nicht. Ausgangspunkt waren einerseits die eigenen Erfahrungen von den Jugendlichen auch hinsichtlich selbst erlebter Kinderrechtseinschränkungen und -verletzungen und andererseits die Erfahrungen von Praktiker:innen. Gemeinsam mit den Fachkräften überlegte die Gruppe gemeinsam Lösungsmöglichkeiten für die Praxis. Die Ergebnisse sollen veröffentlicht und in den Fachdiskurs eingespeist werden.

 

 

Tag I - Montag, den 25.10.21, 14.00 – 18.30 Uhr

  • gem. Start auf der Spreeinsel mit Kaffee, Kuchen und Tee
  • Namensschilder
  • Einstiegsrunde im Park mit Soziometrie verschiedenen Fragen z.B. Sortierung nach Alter, regionale Zuordnung, Herkunft und Anreise, Kinderanzahl, Berufserfahrungsalter, Wunschreiseziel (Kontinent), wer war mit wem schon einmal in Kontakt etc.
  • Kissenrennen (zwei Durchgänge)
  • Schlüsselübergabe als Symbol für das „Tür aufschließen“ sinnbildlich für das Entdecken von Neuem hinter verschlossenen Türen
  • Nach Pause Arbeit in Kleingruppen zu Wünschen, Erwartungen und Vereinbarungen für das gemeinsame Seminar à anschließend 45 Minuten in Kleingruppen (gemischt CLs und FKs)
  • im Plenum stellt dann jede Gruppe vor, was sie bearbeitet haben
    • zunächst werden die Vereinbarungen präsentiert und dann die Themen gesammelt und bereits an Pinnwand geclustert à hierbei entstehen vier Themenbereiche (s. Foto Pinnwand): Macht, Partizipation, SGB VIII und Verselbstständigung (später umbenannt in Willkommen und Abschied
    • sehr intensiver Austausch bei der Themensammlung, Themen werden vorgestellt und teils auch schon mit Hintergründen und persönlichen Erlebnissen erläutert
      bspw. werden dann auch zusätzliche Themen noch an Wand gehangen wie Ohnmacht und Angst seitens der Fachkräfte gewissermaßen als Gegenspieler zur Macht
    • Abschluss Fotoerlaubnis und Einladung Grillen + Verabschiedung
    • Abendbrot vorbereiten und gemeinsames Essen

Dienstag, den 26.10.21, 10.00 – 18.00 Uhr

  • Kapitänin Frederike stellt Schiff und Veranstaltungsort vor
  • Stimmungsabfrage und Einstieg mit Dixit-Karten zur Stimmung „Wie geht es dir heute Morgen?“
  • erneute Abfrage der Fotoerlaubnis und Erklärung, dass noch weitere Personen hinzukommen (zwei beim Arzt und eine noch Anreisende CL aus Dresden)
  • Vorstellung „Tisch der Möglichkeiten“ und Erklärung wie Themenblöcke bearbeitet werden können

 

Vorschläge für Methoden zur Bearbeitung der ausgewählten Themen:

  • Großgruppe geht nur mit allen:
    • World Cafè
    • Pro/Contra Diskussion
    • Interviewvorbereitung
    • Fish-Bowl
  • Kleingruppe:
    • Arbeit in Kleingruppen
    • „Wenn ich wöllte, wie ich könnte…“
    • Interviews
  • Für Groß- und Kleingruppe jeweils möglich
    • Halb und Halb: nur Careleaver unter sich und nur Fachkräfte unter sich bearbeiten ein gleiches Thema und stellen sich dann die Ergebnisse vor
    • Mind Map
    • Brainstorming
  • Abfrage mit welchem Themen begonnen werden soll: Vorschlag Macht von Björn als meist gepunktetes Thema à Gruppe entscheidet sich auch für das Thema Macht
  • anschließend Frage der Bearbeitung à erst Idee World Café anschließend aber auch Vorschlag, dass Thema erst nur unter CLs und FKs zu bearbeiten und anschließend ins World Café zu wechseln à letztlich gibt es einen Kompromissvorschlag seitens einer TN zunächst mit Halb und Halb zu starten und anschließend evtl. World Café zu machen
  • zwei Räume: CLs und FKs gehen in einzelne Räume und bearbeiten die Moderationskarten zum Thema Macht (jede der beiden Gruppen entscheidet selbst wie sie sich sortieren und gemeinsam arbeiten)
  • anschließend Pause 15 Min.
  • dann beginnt die Arbeit in Kleingruppen à zu Beginn der Kleingruppe wird der angekündigte Überraschungsmoment bei dieser Methode allen berichtet à „Perspektivwechsel – jede Gruppe überlegt sich, was CLs zum Thema denken bzw. was FKs dazu denken“
  • anschließend Zusammenbringen der beiden Gruppenprozesse à vorab: Erläuterung Dokulaptop und Anmerkung, dass wenn wir über CLs sprechen und über FKs sprechen, nicht die anwesenden Vertreter*innen dieser Gruppe persönlich meinen; es geht nicht darum sich an den hier Anwesenden abzuarbeiten à Plädoyer aus der Gruppe, voneinander zu lernen auch als grundlegende Motivation hier am Workshop teilzunehmen
  • FKs beginnen mit Vorstellung ihres Flipcharts zur Moderationskarte „Macht“à Ausgangspunkte, was denken FKs, was CLs denken à daran anknüpfend werden die Karten „Angst und Ohnmacht“ fokussiert und vorgestellt
    • Führt Ohnmacht seitens der Fachkräfte vor allem auch zur Nutzung von Machtmitteln? Verschlimmert Ohnmacht die Macht?
    • Führt Ohnmacht bei Fachkräften zu Machtmissbrauch und dieser wieder zu Ohnmacht auf seitens der jungen Menschen - gibt es eine Ohnmachtsspirale?
      • Es wird auch geäußert, dass es für FKs schwer war den Perspektivwechsel zu halten und sich wirklich auf die andere Perspektive zu konzentrieren
  • Anschließend stellen CLs ihre Ergebnisse vor
    • Haben FKs Angst vor jungen Menschen?
    • Kann man sich als FK überhaupt ohnmächtig fühlen und das auch so zugeben? Was kann Angst machen?
    • Haben FKs überhaupt Macht und sind sich derer bewusst?
    • Grenzüberschreitung und Machtnutzung auf beiden Seiten sowohl junge Menschen als auch FKs
    • Wie beziehen FKs ihre Informationen über junge Menschen – über Andere oder über die jungen Menschen selbst?
    • Orientieren wir uns an den UN-KRK?
    • Respekt und Menschlichkeit gegenüber den jungen Menschen - behandle doch die Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest
    • Wie gelingt Demokratie in der Wohngruppe
    • FKs sollen/dürfen und wollen Sachen und geraten dabei in Konflikte (Kreislauf)

 

  • Klärung Fortführung Prozess, Bearbeitung der Ergebnisse (World-Café ???)
  • Austausch zw. CL und FK nun gemeinsam und untereinander gemischt???
  • Letztlich Entscheidung im World Café zu vier Themenbereichen zu arbeiten:
  • Machtinstrumente FK/CL
  • Angst
  • Grenzen
  • Demokratie-Perspektive
  • Mittagspause wird vorgezogen (12.45) Dauer 90 min à danach World-Café mit 4 Tischen
  • Plenum: Was sind die wesentlichen Ergebnisse aus den Tischdiskussionen?
  • grundsätzliche Vorweganmerkung: „Ich habe total davon profitiert, dass an den Tischen schon was stand. Das waren eben auch Dinge, die ich so gar nicht im Blick hatte.“

Ergebnisse „World Café“

  • Tisch „Grenzen“
    • Nähe und Distanz
    • Privates von der Fachkraft wissen wollen
    • Was ist zu privat für die Gruppe – auch Jugendliche haben ja eine Privatsphäre
    • abgeschlossene Räume à ich will als Jugendlicher das Recht haben, mein Zimmer abzuschließen. Denn die Fachkräfte schließen ja auch ihren Schlafraum zu.
    • Es gibt sehr unterschiedliche Erfahrungen, ob die Räume abgeschlossen werden können.
    • Privatsphäre achten für beide Seiten
    • Umgang mit privaten Informationen
    • Das fehlende Geld ist ein Problem: qualitätssichernde Sachen, Teamentwicklung, Gelder für junge Menschen, Stunden um mal reinkommen zu können
      • Kaputtsparen
    • Auch Fachkräfte haben Grundbedürfnisse, die sich im Dienst nicht immer realisieren lassen
    • Die Gesundheit von FK und CL sollte im Vordergrund stehen
    • Es ist nicht leicht, eine Grenze zu setzen – wenn das jemand tut, dann muss das auch wichtig sein.
    • Es gibt keine Ressourcen für die Arbeit mit Careleaver*innen
    • Auch Careleaver*innen sollten Würdigung erhalten für ihr Engagement

 

  • Tisch „Demokratie in der Heimerziehung“
    • Wir wundern uns: Sollte das nicht eigentlich der Standard sein? à „erschrockene Verwunderung“
    • Mitbestimmung auf allen Ebenen
        • Neue Mitbewohner*innen
        • Eigene Gesundheit
        • Im Hilfeplangespräch
        • Elternkontakt
        • Schule
        • Berufswahl
      • Gruppenabende
      • Jugendliche kaufen mit ein
      • Freizeitgestaltung
      • WG-Sprecher*innen
    • Es gibt wenige Dinge, die Kinder und Jugendliche nicht mitbestimmen dürften
    • Wir brauchen hier die Mitbestimmung aller, sonst geht es nicht
    • Einige Dinge gibt es auch schon – es ist nicht alles schlecht – in einigen Einrichtungen gibt es auch positive Ansätze
    • Es braucht Wissen und Informationen über Rechte
    • Mitbestimmung kostet Zeit und Nerven
    • Manchmal wollen sich Jugendliche auch nicht beteiligen.

 

  • Tisch „Machtmittel“
    • Es gibt eine Machtasymmetrie zwischen Careleavern und Fachkräften
    • Wenn Jugendliche Machtmittel ausüben, dann ist es häufig eine Reaktion auf das Handeln der Fachkräfte
    • Die Folgen von Machtmitteln für die Jugendlichen sind dramatischer als für die Fachkräfte
    • Es braucht mehr Ombuds- und Beschwerdestellen
    • Und es braucht mehr und bessere Feedback-Kultur
    • Careleaver
      • Gewalt
      • Drohung mit Polizei
      • Beleidigungen
      • Ignoranz
    • Fachkräfte
      • Drohung mit Polizei
      • Mit Institutionen drohen
      • Rettungswagen holen und ab in die Psychiatrie
      • Sanktionen
      • Schlüssel
      • Androhung Rausschmiss
      • Gewalt
      • Infragestellen der Glaubwürdigkeit
      • Ignoranz
      • Gelder einziehen

 

 

 

  • Tisch „Was kann Angst machen?“
    • Sehr viele Schlagwörter
    • Unwissenheit auf Seiten der Fachkraft
    • Angst und Sorge liegen eng beieinander
    • Angst machen
    • Unprofessionelle Kooperationspartner*innen: ASD, Schule, Vormund
    • Bildungslücken
    • Gewalt in allen Formen
    • Angst vor eigenem Versagen
    • Existenzangst
    • Angst vor möglichem Hilfeende
    • Angst davor, die eigene Komfortzone zu verlassen
    • Thema Finanzen macht mir viel Angst
    • Angst vorm eigenständigem Leben: wie soll ich das schaffen?
    • Ich gebe mein Leben in andere Hände
    • Angst, Beziehungen zu verlieren
    • Ungewissheit
    • Fremdbestimmung
    • Drohung als pädagogisches Mittel
    • Angst vor Eltern, vor erzwungenen Besuchen
    • Mitbewohner*innen
    • Medikation
    • Angst vor Verantwortung
    • Gesellschaftsdruck

 

 

 

Exkurs zur Abendgestaltung – Vorschlag zur Kommunikation Gruppe auf WhatsApp erstellen, um dort über die Abendgestaltung zu sprechen + Fotos auszutauschen

    • Vorschlag: heute Abend mit dem 100er Bus durch die Stadt zu erkunden
    • 18:45 Uhr – Treffpunkt „Spreeinsel“ zum Losgehen

 

Tagesabschluss (letzten 45 Minuten)

    • Einschub einer TN, dass das Thema Willkommenskultur (aktuell auf Parkplatz) doch sehr wichtig für TN ist; Idee: Willkommenskultur mit Zugänge + Nachsorge zusammen zu packen und es zu „Willkommen und Abschied“ zu benennen
    • Themenwahl, womit es morgen losgeht à Einigung darauf, dass mit „Willkommen und Abschied“ gestartet wird und es dann mit Partizipation am Nachmittag weitergeht
    • Aha-Wand – Was war ein Aha-Moment für euch heute, wenn ihr den ganzen Tag betrachtet? Zunächst 5 Minuten in Einzelarbeit, um es dann in Gruppe vorzustellen
      • Wiederkehrende Themen – gefühlt in jeder Seminarreihe tauschen immer wieder ähnliche Themen auf, mir kommt es so bekannt vor und irgendwie ist es traurig, dass es immer noch so ist, aber dafür sitzen wir ja hier, um das hoffentlich zu ändern
      • In Bezug auf unterschiedliche Themen gibt es Gemeinsamkeiten z.B. beim Thema Grenzen
      • in Bezug auf Mitbestimmung/Gestaltung sind wir auch schon auf einem guten Weg/wir stehen gut im Prozess
      • Transparenz weicht Macht auf; sich menschlich zeigen, Ansprechen eigener Grenzen von FK
      • Ehemaligenarbeit als Standard machen (Ressource)
      • Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht
      • Demokratie in der Heimen gibt es noch zu wenig à wenn Mitspracherecht stärker gelebt würde, hätte es vieles ändern können
      • Machtmittel der FKs treffen junge Menschen in ihrem persönlichen Lebensraum
      • „Ohnmachtsspirale – Ohnmacht FK führt zu Ohnmacht junger Menschen durch Machtmittel
      • Demokratie als Lernprozess auf allen Ebenen
      • Zusammenarbeit von Fachkräften und Careleavern kann gut funktionieren, das macht Hoffnung, auch wenn ich es bis jetzt anders erlebt habe
      • Thema mit Türen und Schlüsseln
      • Mehr gemeinsame Nenner als ich erwartet habe
      • Mitwirkung herstellen = Aufgabe der FK
      • Asymmetrie
      • Mitbestimmung auf allen Ebenen
      • Grenzen der Fachpersonen (auch sie brauchen mal etwas und haben ein Bedürfnis)
      • Die Schlüsselrolle der Schlüssel
      • Wichtigkeit der Einbeziehung bei Mitarbeitereinstellung als Wunsch
      • Verantwortung als FK auf dem Stand zu sein, um Prozesse anzustoßen in der JWG
      • Erfahrungen mit Macht aus der CL-Perspektive (Gänsehautmomente)
      • Jeder Mensch wünscht sich eigentlich Interesse sowohl j. Menschen als FK (Achtung)
      • Aktion-Reaktion – was löst für Handeln der FK alles Ängste aus
      • Aufklärung kann ein Schlüssel sein
      • Beteiligung läuft bei uns schon gut
      • Keine Lust auf Beteiligung = schlecht motiviert
      • Einsetzen von Machtmitteln (sorry) „ich habe mich nie hilflos gefühlt (CL)“

 

 

Mittwoch, den 27.10.21, 10.00 – 18.00 Uhr

  • Einstieg mit Einwort-Runde zur Stimmung des Tages
  • Letzten Abfrage Fotoerlaubnis
  • Gründung der Redaktionsgruppe zur Ausformulierung der Ergebnisse am Dienstag (Redaktionsgruppe: Jess, Susi, Rita und Lea – begleitet von Björn)
  • Redaktionsgruppe zieht sich zurück und fängt an Aufruf zu formulieren und Ergebnisse zu verschriftlichen; hierzu teilen Sie sich in 2 Teams auf jeweils ein*e Careleaver*in und eine Fachkraft
  • Großgruppe bearbeitet das Thema „Willkommen und Abschied“ in Form von World Café in Kombination mit MindMap (60 Min.)
  • Überraschung des Tages für die Gruppe à Vorstellung „mobile Massage“ als Angebot

Thema: „Willkommen und Abschied“

  • Einzug
  • Zeit geben für den Einzug und für das Ankommen in der WG
  • Zeit sich nehmen und die Jugendlichen mit den in den Gruppenprozess nehmen, sonst nützt die beste Ankommmappe nicht
  • Vetorecht seitens WG bei Neueinzug von Jugendlichen
  • Der Einzug und das Ankommen sind eine wesentliche Wegmarke, die in der Praxis mehr Beachtung finden müssen à trifft es noch nicht, ist etwas inhaltsleer
  • Idee: Ankommmappeà Steckbriefe von Betreuer*innen
  • Reisetasche mit Ankomm-Set à Tasche mit Bettwäsche, Handtücher, Hygiene-Artikel (neu!), körpernah und Decken
  • Erst Jugendlichen kennenlernen, dann Akte anschauen à Ankommen ohne Vorurteile und Blickwinkel aus Akte ermöglichen (!!!)
  • Transparenz über Vorwissen
  • Es braucht Informationen über Verfahrensrechte im Hilfeplanverfahren
  • Akteneinsicht ist wichtig!
  • Auch die Gruppe der Jugendlichen muss auf den Einzug vorbereitet werden
  • Abschied
  • Abschiede müssen gestaltet werden und eine klare Planung, was es alles braucht
  • Transparente Schritte
  • Einladung, dass Jugendliche vorbeikommen können nach Auszug
  • Braucht eine Übergangsplanung und erst wenn der Plan erfüllt ist, dann kann ausgezogen werden
  • Nicht nur lebenspraktische Fertigkeiten vermitteln und auch sozio-emotionale Situation der jungen Menschen müssen Beachtung finden à fühlen sich junge Menschen in der Lage über Dinge in ihrem Leben zu entscheiden
  • Nachbetreuung
  • Partizipation
  • finanzielle Sicherheit herstellen, sodass Schulden vermieden werden
  • Ehemaligen-Arbeit stärker fokussieren
  • Existieren JAs, die nur bei §35a Hilfen weiter gewähren à Drohung mit Laben Behinderung
  • Nur wenn es eine Erwachsenen-Vormundschaft gibt, dann können weitere Hilfen bewilligt werden (Schweiz)
  • Fachkraft nimmt aktiv nach Auszug Kontakt auf
  • §34 Absicherung gegeben sein, Absicherung f. junge Menschen muss gegeben sein; Beachtung der Comeback-Möglichkeit
  • Andocken an Netzwerk von mgl. Unterstützer*innen
  • Individuelles Gestalten der Nachbetreuung ermöglichen
  • Unterstützung bei Anträgen ermöglichen
  • Schon nach dem Auszug auch ermöglichen, dass bei Kochen + Haushalt + Einkäufen unterstützen
  • Feste Ansprechpersonen ohne neuen Beziehungsaufbau und Bindungsabbrüche
  • Sicherheit ermöglichen, dass einfach jemand im Hintergrund da ist, der ansprechbar ist ohne feste Aufgaben (Sicherungsleine und Anker ermöglichen) à einfach ganz offen Kontaktaufnahme ermöglichen ohne als Bittsteller*in da stehen zu müssen
  • Nachbetreuung planen und auch finanzieren à Jugendamt ist eigentlich beweispflichtig, dass Hilfe nicht mehr gebraucht wird

 

13.00 bis 14.30 Uhr Mittagspause

  • Am Nachmittag wechselt die Redaktionsgruppe den Arbeitsort und geht zur „Spreeinsel“
  • Vorab wurde entschieden, dass die Redaktionsgruppe in der am Vormittag beschlossenen Zusammensetzung vorerst weiterarbeitet
  • Am Nachmittag wird nun das Thema Partizipation in der Großgruppe bearbeitet à nach längeren Gesprächen wie das Thema nun am besten bearbeitet werden soll, entscheidet sich die Großgruppe für eine „Fish Bowl“-Diskussion, bei der die Gruppe die gesammelten Themen (s. Moderationskarten) in den Blick nehmen möchte
  • Fish-Bowl wird einleitend durch Jens nochmal erklärt und anschließend beginnt die Diskussion mit dem Thema Beziehungen und kommt auch auf das Thema Nähe und Distanz zu sprechen à bis 17.00 Uhr wird auf dem Kulturkahn Paula gearbeitet, anschließend gibt es einen Ortswechsel und die Ergebnispräsentation erfolgt auf der „Spreeinsel“

Die Ergebnispräsentation erfolgt auf der Spreeinsel als adhoc-Sammlung auf Moderationskarten

à Ergebnisse aus Fish-Bowl-Diskussion zu Partizipation und den gesammelten Themen

  • Was ist professionelle Nähe und Distanz?
  • Nähe muss erlernt werden
  • Echtheit und Authentizität
  • Professionalität bei Kids ist sich- Öffnen/ Professionalität bei FK bedeutet sich abzugrenzen- das wird von Kids nicht als vertrauenswürdig empfunden
  • Beziehungen sind wichtiger und umstrittener als gedacht, weil die Grenzen oft unklar sind
  • Unklar, was Nähe und professionelle Beziehungsarbeit für das spätere Leben/ Auswirkungen hat
  • Warum wird professionelle Abgrenzung bei Fachkräften als positiv und lebenswert wahrgenommen und angestrebt? Ist das wirklich so?
  • FK sollten sich bewusst sein darüber, dass der Mammutanteil an zwischenmenschlichen Beziehungen für Ki und Ju durch FK gelernt werden, denn der Lebensmittelpunkt ist in der Einrichtung
  • Beziehungen sollten tragfähig und belastbar sein/ dauerhaft
  • Frage: Was ist professionelle Nähe?
  • Ohne Liebe gibt es keine Selbstliebe
  • Beziehungen und Öffnungsprozesse sollten immer beidseitig sein
  • Beteiligung von Kids im Hilfeplanprozess- auch was die Zielformulierungen angeht
  • Aushandlungsprozesse sind wichtig!
  • Teamsprecher mit bestimmten Funktionen
  • Gestaltung der Räume 
  • Fachkräfte müssen parteiisch sein
  • Wirksamkeit und Mitbestimmung muss gelernt werden
  • Ab wann / ab welchem Alter können/ müssen Kinder und Ju beteiligt werden? – es gibt kein Alter, die Frage ist nur die Form der Beteiligung
  • Berechenbarkeit der FK schafft Vertrauen und führt zu Sicherheit bei den Ki und Ju
  • Diskussion, ob Ki und Ju Mitbestimmung bei Einstellungen haben / Veto- Recht? Wie kann das in der Praxis umgesetzt werden?
  • Fake- Partizipation/ scheinheilige Partizipation sind zu unterlassen
  • Beziehungen/ Nähe, Kommunikation und Gespräche sind der Grundstein für alles, was wichtig ist für die gesamte gemeinsame Arbeit
  • Mitbestimmung und Vertrauen ziehen sich durch die gesamten Lebensphasen, auch im späteren Erwachsenenleben

 

 

Donnerstag, den 28.10.2021, 9.00 – 13.00 Uhr

  • Workshop beginnt wieder mit Einstiegsrunde à Komplimente-Runde („Mache deiner rechten Sitznachbar*in ein Kompliment.“)
  • anschließend wird besprochen wie sich der Vormittag gestaltet und dass wir mit der ersten gemeinsamen Lesung des Aufrufs starten würden
  • Erste gemeinsame laute Lesung des Aufrufs mit anschließendem Sammeln der Punkte, welche so gar nicht stehen bleiben könnten und geändert werden müssen
  • darauf aufbauend werden 3 Kleingruppen gegründet und der Aufruf wird zur Bearbeitung in 3 Abschnitte aufgeteilt
  • zwischen 10:30 und 11:30 Arbeit in Kleingruppen
  • ab 11.30 Uhr werden die getätigten Änderungen vorgestellt und folgende Vereinbarung zur weiteren Bearbeitung getroffen:
  • KJRV nimmt alle drei bearbeiteten Dokumente und fügt diese zusammen und erstellt ein Yopad zur weiteren Bearbeitung. Hierzu gibt es eine Mail in der kommenden Woche (ab 01.11.21) anschließend kann eine Woche am Dokument gearbeitet werden, dann erfolgt der Feinschliff von Björn, Jens und Henriette à anschließend wird  das fertig überarbeitete Dokument erneut allen geschickt; bevor am 20.11.21 von 18.00 bis 20.00 Uhr die Endreaktion in einem digitalen Treffen stattfindet
  • Ab 12.00 Uhr beginnt der gemeinsame Abschluss des Seminars
  • Zunächst anhand der Frage „Was sich in diesen Tagen aufgeschlossen hat bzw. was man auch zuschließen und hierlassen möchte?“ (Symbol: Schlüssel, welcher zu Beginn des Seminars ausgeteilt wurde)
  • „Magisches Tor“ und „Tschüß-Kreis“ (draußen)

Rückmeldungen aus Abschlussrunde – O-Töne:

  • Ich finde gut, dass sich alle das hier getraut haben, sich zu öffnen.
  • Es war manchmal auf Seiten der Careleavenden viel Wut zu spüren
  • Es gab hier Übertragungen, das ist kaum zu verhindern.
  • Ich finde schön, dass wir uns alle hier zusammentreffen konnten. Es war viel Zeit und das war gut so.
  • Es ist gut, dass hier dieses Papier entstanden ist.
  • Ich war so fit wie lange nicht mehr.
  • Ich bin bestärkt worden, dass ich für die Dinge kämpfe, die mir wichtig sind.
  • Ich habe ganz viele Türen aufgeschlossen zu verschiedenen Themen.
  • Ich bin hier mit meiner Geschichte konfrontiert worden.
  • Ich war nie auf so eine Veranstaltung, auf der Fachkräfte und Careleaver*innen  miteinander gesprochen haben. Das fand ich gut.
  • Es war ein gutes Zusammenarbeiten.
  • Ich bin überrascht, dass es uns gelungen ist, dass wir einen Aufruf formulieren. Das hätte ich in dieser Zeit nicht vermutet.
  • Ich nehme viel mit und es ist mehr als ich gedacht hätte.
  • Ich bin dankbar, dass wir uns hier in dieser Runde treffen konnten.
  • Ich bin gekommen, weil ich mit Careleaver*innen zusammentreffen wollte. Ich fand aber auch gut, dass ich mit Kolleg*innen sprechen konnte.
  • Uns hilft es, wenn ihr als Careleaver*innen zusammentrefft.
  • Es braucht mehr solcher Formate.
  • Es kann gelingen, im Dialog mit Careleaver*innen die Heimerziehung zu verändern.
  • Ich danke für den Austausch und die Perspektiven der Careleaver*innen.
  • Mein Wunsch ist gewachsen, dass ich den Careleaver*innen in meiner Region anbiete, so etwas wie das hier zu organisieren.
  • Ich hatte kein Gefühl von Hierarchie zwischen Fachkräften und Careleaver*innen. Wir haben hier auf Augenhöhe miteinander diskutiert.
  • Ich freue mich, dass ich hier sein durfte.
  • Ihr Careleaver*innen seid positiv krasse Menschen und ich bewundere Euch.
  • Neu war für mich das Thema Machtasymmetrie.
  • Ich bin mega-beeindruckt von der Careleaver-Arbeit. Das ist so wertvoll.
  • Ich habe hier viel Wertschätzung erfahren als Careleaverin von Euch Fachkräften.
  • Wir nehmen viel von hier mit und wir wollen in der Schweiz auch etwas bewegen.